In den vergangenen beiden Teilen dieser Blog-Reihe haben wir uns mit Podcasts als Medienform, der Technologie dahinter und den digitalen Playern in der Podcast-Welt auseinander gesetzt. In diesem Teil schauen wir uns die an, die den Podcasts Leben einhauchen.
Podcasts für alle!
Auf Host (a.k.a. Creator, Autor, Podcaster)-Seite von Podcasts steht auch das Thema Freiheit und Dezentralität im Fokus. Jede:r kann Podcasts machen. Alle können sie hören. Über beliebige Kanäle verteilen. Mit minimalen technischen Grundvoraussetzungen. Die Produktionswertschöpfung wirkt auf den zweiten Blick einfach, doch spätestens sobald es professionell(er) werden soll, wird es dann doch recht komplex. Journalistisches Knowhow ist nicht verkehrt, Story-Telling-Skills ebenso, sowie ein gewisses Talent, geradeaus zu sprechen und Dinge auf die Art und Weise zu sagen und zu strukturieren, die das Hören angenehm machen. Es bedarf der richtigen Themenwahl, ganz zu schweigen von der richtigen Aufnahme-Technik und Postproduktion – ein kleines Universum für sich. Mir wurde mir von vielen Podcast-Creators mitgeteilt: „Da wächst man mit der Zeit rein“. Das Verständnis von Podcasts als offenes Ökosystem ist essenziell.
Der einfache Zugang und die technische Leichtgängigkeit sind sicher auch ein Grund dafür, dass es bereits seit vielen Jahren und weit vor dem großen „Podcast-Hype“ eine beachtliche Community gab rund um das Thema Podcasting. Diese Community lebt das Thema Podcasting, sie ist independent und Open Source. Die Werte, die sie vertritt, stehen teilweise im starken Kontrast zu den neuerlichen Kommerzialisierungstrends dieses Mediengenres und der neuen Generation der Podcaster:innen, die erst seit kurzer Zeit im Markt unterwegs sind.
Neben dem Inhalt als Erfolgskriterium für den Podcast rückt der Fokus zunehmend auf die Persönlichkeit hinter dem Mikro. Podcasting entwickelt sich zu einem wichtigen, ergänzenden Kanal insbesondere für die Menschen, die bereits reichweitenstarke Social Media Kanäle vorweisen können. Podcasts bieten eine komplett neue „People-Experience“ für die Audience, wenn es darum geht, ihren Stars und Influencern persönlich zu begegnen; womit die eher schnelllebigen und oberflächlichen Social Media Kanäle ergänzt werden können. Und besonders bei „People of interest“, die bereits Reichweite mitbringen, kann sich Podcasting als zusätzliches Monetarisierungsinstrument anbieten. Apropos Media: Wie das Thema Podcasts in die Media-Welt reinpassen, wird in Teil 4 der Blog-Reihe näher beleuchtet.
Dezentral ist nicht egal
Wie wir in den vergangenen Beiträgen herausgestellt haben, ist das zentrale Unterscheidungsmerkmal von Podcasts als Medium vor allem das Thema Dezentralität. Und da sind Podcasts insbesondere aus dem Blick des Journalismus in der heutigen Zeit ein spannendes Thema, da Hintergründe und Tiefe in den Fokus rücken können, statt der schnellen Veränderung der Welt und des Geschehens mit Oberflächlichkeit und Trivialität zu begegnen. Und das unabhängig und frei. Ein nicht zu vernachlässigender gesellschaftlicher Wert von Podcasts, besonders im Kontext politischer Debatten und der aktuell anhaltenden Diskussion über die Freiheit von Journalismus.
Festzuhalten bleibt: Ob journalistisch hochkarätig oder nicht, jede:r kann eine Nische finden und sofort loslegen. Womit wir bei Zuhörerschaft und Hörverhalten sind. Genau so wie alle podcasten können, können auch alle hören, was und wann sie wollen. Auch hier – dezentral, bzw. besser asynchron. Je nach Podcast-Art ist es total egal, wann ich höre. Ich höre, wenn’s zeitlich passt. Hosts können ihre Themen tiefgründiger beleuchten oder eben über „casual stuff“ oder Fiktionales sprechen, was zeitlich nicht unbedingt aktuell konsumiert werden muss.
Während andere über das Handwerk der Podcast-Kreation deutlich besser schreiben können, als wir, so sind wir doch mit PodMon Analytics über einige Kuriositäten gestolpert. Ein öffentlich-rechtlicher Sender beispielsweise lädt alle 30min. eine Nachrichten-Sendung als Podcast hoch. Quasi der gleiche 10-min Podcast alle 30min. Radionachrichten eben. Das Beispiel lässt vermuten, dass bei manch Unternehmen auf Creator-Seite noch ein Lernprozess im Gange ist, um die Einsatzbereiche und Charakteristiken des Mediums Podcast noch besser in Value auf der Hörerseite zu übersetzen. Das tut dem unfassbar großen Angebot an „Hörfunksendungen“, wie es in der ARD-Mediathek heißt, keinen Abbruch. Hier gibt es auf jeden Fall viel zu entdecken. Auf der anderen Seite der „Quantitätsskala“ findet man aber auch spannende neue Formate, die wirklich erfolgreich sind. Hier wäre der Podcast Alles gesagt? zu erwähnen, wo jede Episode ein ganzes Hörbuch darstellt.
Länge, Veröffentlichungsturnus und Ausgestaltung sind Creator-Sache. Doch sollte man sich bei der Fragen „Qualität vs. Quantität“ letztlich immer an den Hörerdaten orientieren, um kontinuierlich zu optimieren. Die Metadaten des Hosters helfen dabei, die Hörgewohnheiten seiner Audience kennenzulernen.
Die Nadel im Heuhaufen
Jeder kann also podcasten. Doch der wachsende Podcast-Markt bringt eine neue Herausforderungen mit sich: Auffindbarkeit! Zugang zum richtigen Inhalt ist durch die überhandnehmende Masse an Möglichkeiten schwer geworden. Nicht jede:r findet, was er oder sie will. Und was will man eigentlich? Man hat die Qual der Wahl! Wie viele Podcasts es wirklich gibt, weiß niemand exakt (Stichwort: Dezentralität). Einige Erhebungen und Studien gehen von bis zu 70.000 Podcasts allein in Deutschland aus. Und über 3. Mio. sollen es in den USA – genauer gesagt, in englischer Sprache – sein. Da kommen jährlich rund 100.000 dazu. Wie viele davon noch aktiv sind und wie Aktivität eigentlich bewertet wird, das ist nicht abschließend standardisiert. Für genaue Zahlen, Stats und News über den Markt kann man sich durch verschiedenste Seiten arbeiten. Hier eine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
https://www.theverge.com/
https://www.podcast.de/podcast-news
https://de.statista.com/themen/4343/podcasts/
https://www.podcastinsights.com/de/podcast-statistics/
https://www.buzzsprout.com/global_stats
https://www.online-audio-monitor.de/aktuelle-studie/
https://geekflare.com/
https://soundsprofitable.com/
Tipps und Hinweise für noch mehr Insights & Daten-Seiten are welcome 😉
Zwischenfazit Teil 3
Abschließend lässt sich festhalten: Der Markt ist groß und wächst stark. Und mit Referenz auf die vorherigen Beiträge lässt sich zum Thema Auffindbarkeit von Podcasts und Creators feststellen, dass spätestens hier doch wieder die Plattformen ins Spiel kommen. Denn die sind Dank des Drives der Podcaster:innen in der Lage, große Budgets zu allokieren, Auffindbarkeit herzustellen und das Überangebot a.k.a. Chaos zu strukturieren und zu formalisieren. Da gibt es Charts und Empfehlungsalgorithmen, es gibt Suchfunktionen und Neuvorstellungen. Wichtige Funktionen, die bei der Auffindbarkeit helfen, quasi „Podcast-Usability“ für die Audience . Demnach zumindest hier: 1:0 für Tech.