Im Vorfeld der Thüringer Landtagswahl am 1. September 2024 zeichnet unsere Analyse von 205.569 Podcast-Episoden zwischen Mai ’24 und August ’24 ein faszinierendes Bild einer politischen Landschaft im Umbruch. Die letzten Wochen des Wahlkampfs offenbaren dramatische Verschiebungen, die das Potenzial haben, die politische Zukunft Thüringens und möglicherweise ganz Ostdeutschlands neu zu gestalten.
Die Alternative für Deutschland (AfD) dominiert mit 48,5% aller Parteierwähnungen weiterhin den Diskurs. Bemerkenswert ist die überraschende Dynamik des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Mit einem Anstieg von 232,3% in den Erwähnungen gegenüber dem Durchschnitt der Vorwochen und 103 Nennungen allein in der letzten Woche, überholt die Partei plötzlich der Podcastpräsenz etablierter Kräfte wie den Grünen (5,8% der Gesamterwähnungen) und der Linken (6,2%).
Hinweis zur Grafik: Diese zeigt die Erwähnungen pro Partei pro Kalenderwoche in veröffentlichten Podcast-Episoden. Um den Bezug zu den aktuellen Landtagswahlen zu schärfen wurden nur die Funde gewertet, wo die Begriffe „Landtagswahl“ + „Bundesland“ (Thüringen, Sachsen oder Brandenburg) + jew. Partei zusammen erwähnt wurden. In der Personalisierung des Wahlkampfs führt Sarah Wagenknecht in der finalen Woche vor der Wahl mit 58 namentlichen Erwähnungen, gefolgt von Björn Höcke (25) und Bodo Ramelow (21). Diese Zahlen verdeutlichen die mediale Dominanz neuer politischer Akteure gegenüber etablierten Landespolitikern.
Die CDU (20,1% der Gesamterwähnungen) sieht sich mit Kritik an ihrer Migrationspolitik konfrontiert, was sich in 15% negativen Sentiment-Erwähnungen niederschlägt.
Thematisch dominieren Debatten um Migration (28% aller Themenerwähnungen), Demokratie (22%) und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit (18%). Der Anschlag in Solingen und die darauf folgenden Asylrechtsverschärfungen der Bundesregierung führten zu einem 40%igen Anstieg der Diskussionen über Migrationspolitik in der letzten Woche vor der Wahl.
In diesem volatilen Umfeld gewinnt strategische Kommunikation an Bedeutung. Eine Analyse der Podcast-Tonalität zeigt, dass 42% der Beiträge einen besorgten Unterton bezüglich der demokratischen Entwicklung aufweisen, während 28% einen vorsichtigen Optimismus für positive Veränderungen ausdrücken.
Die Prognosen in den Podcasts erwarten für die AfD Ergebnisse zwischen 30% und 35%, für die CDU zwischen 25% und 30%, und für das BSW überraschend hohe 10% bis 15%. Diese Zahlen deuten auf ein enges Rennen und komplexe Koalitionsszenarien hin.
Die Thüringer Landtagswahl 2024 verspricht, mehr als nur eine regionale Richtungsentscheidung zu werden. Mit einer prognostizierten Verschiebung von bis zu 10 Prozentpunkten bei den größeren Parteien im Vergleich zur letzten Wahl könnte sie als Katalysator für eine umfassende Neuausrichtung der politischen Landschaft in Ostdeutschland in die Geschichte eingehen.